Melanie Safka Schekeryk  Special on DLF*) 20.3.2000

 

1. Lay down - Meredith Brooks

 

Hier wurde ein dreißig Jahre altes Lied von einer jungen Künstlerin neu aufgegriffen...

 

Melanie:

Es ist aufregend, wenn so ein Lied heute noch relevant für einen Hit sein kann.

Diese Rap-Einlage, erklärt den Text auf sehr zeitgemäße Weise. Ich mag es, wenn Leute heute Stücke von mir neu interpretieren. Es haben viele getan, Milva z.B., Ray Charles, seine Version von „Look what they have done to my song, Ma“ ist einfach atemberaubend.

 

2.Beautiful People - Melanie

 

Mit Woodstock begann Melanies große Zeit, wie für viele andere Künstler auch

 

Melanie:

Ich war damals wahrscheinlich der einzige Mensch in ganz Wood stock, der keine Drogen nahm. Daher kann ich mich auch noch ganz genau an alles erinnern, obwohl ich sagen muss, das ich vor lauter Aufregung während meines Auftritts wie neben mir stand   als hätte mein Bewusstsein in diesem Moment meinen Körper verlassen. Die schönste Erinnerung an Woodstock ist diese positive Energie, die mir aus den vielen Menschen entgegen strömte. Woodstock hat mir vollkommen die Angstgenommen, vor großem Publikum aufzutreten.

Vor Woodstock hatte ich Auftritte vor höchstens 500 Besuchern absolviert, nun begann meine wirklich große Zeit. Ich wurde mit einem Hubschrauber zum Festivalgelände geflogen, unter uns sah ich eine riesige, sich bewegende Masse, die man kaum als Menschen erkennen konnte. Ich dachte, dass kann doch nicht war sein. Wenn ich an Woodstock zurückdenke, dann ohne den Zynismus vieler anderer Künstler. Woodstock war weitaus mehr als nur Sex, Drogen und Rock’n Roll, Es war das geistige Erwachen einer Generation.

Man führte spirituelle und philosophische Gespräche, man entdeckte neue Werte und wiederentdeckte Alte. Man wurde sich bewusst, was das eigentlich wichtige im Leben sei.

Ich glaube allerdings, dass der Drogenkonsum von damals dieses Wiedererwachen gelähmt hat. Drogen bringen einen Rausch, aber keine Antworten, keine Problemlösungen.

 

Den Song „Lay down“ habe ich kurz nach Woodstock geschrieben. Er beinhaltet meine spontanen Gefühle und Erinnerungen an dieses Festival. Dieser Song spiegelt den Geist von Woodstock wieder.

 

3. Lay down - Melanie with the Edwin Hawkins Singers (Original Version)

 

Nach Woodstock wurde Melanie gezielt gepuscht und vermarktet.

 

Melanie:

Man schickte mich von Auftritt zu Auftritt. Ich wurde mit einem großen Werbeaufwand regelrecht ins Rampenlicht geschoben. Man behandelte mich wie ein wertvolles Schmuckstück der 60er Jahre. Die Öffentlichkeit kannte damals meinen Namen bevor sie überhaupt meine Musik kannte. So einen Rummel wurde um meine Person gemacht, es konnte eigentlich gar nichts schief gehen. Man arrangierte Konzerte in Universitäten, Kaffeehäusern und auf Presseparties, nahm mich wie ein kleines Kind bei der Hand und bereitete mich auf meine große Zeit vor. Woodstock vollendete dann diesen genialen Promotionplan, dann folgte ein Hit auf den anderen: Brand new Key, Peace will come, Candels in Rain und Ruby Tuesday.

 

4. Ruby Tuesday - Melanie (Original Version, not full length)

 

Schon sehr früh begann Melanies erste Schritte auf der Bühne zusammen mit ihrer Mutter

Melanie:

Ich war vier Jahre alt und ich sang, ich sang in einer Radiosendung zusammen mit meiner Mutter (die Jazzsängerin war; Anmerkung des Redakteurs) Es war ein Wettbewerb, der unter dem Motto stand, Eltern singen gemeinsam mit ihren Kindern. Da traten dann also Väter und Söhne, Mütter und ihre Töchter zusammen gegeneinander an. Das Lied, mit dem meine Mutter und ich an den Start gingen, hieß: „Give me a little kiss“. 

 

Melanie sings some words of the song: “Give me a little kiss, mmmh, and I will give it back to you!”

 

Das Publikum liebt emich und sagte, ist sie nicht wie eine Puppe, eine Puppe, die richtige Tränen weinen konnte. Ich war hin und weg. Von da an stand mein Berufswunsch fest. Ich wollte nur noch singen und dafür Puppen bekommen. Ich war ja erst vier Jahre alt...

So entdeckte ich die Bühne für mich. Ich war damals ein ganz natürliches Mädchen...ohne jegliche Scheu. Als Teenager änderte sich das aber schlagartig, ich wurde plötzlich schüchtern und hatte keine Lust mehr darauf, mich in der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Dafür entwickelte ich aber allein zu hause in meinem Jungmädchenzimmer die Fähigkeit, eigene Lieder zu schreiben, die ich dann meiner Mutter vorsang.  

 

5. Brand new key - Melanie (Orginal Version)

 

Melanie galt als eines der hoffnungsvollsten Interpreten der Folkszene

 

Melanie:

Ich denke, ich war dabei meine Stimme zu finden und ihren Klang zu verändern. Ich hörte Platten von Billy Holiday und ich liebte Edith Piaf und Lotte Lenjy. Die Drei Groschen-Oper war für mich der absolute Wahnsinn. Ich mochte einfach den Klang dieser tiefen und reifen Frauenstimmen. So eine Stimme wollte ich auch haben, ich versuchte sie nachzuahmen.

Ich schrieb sogar Stücke, die so ähnlich klingen sollten. „What have they done to my song, Ma“ hätte auch ein Stück von Edith Piaf sein können. Ich versuchte in meinem Stil an diese Frauen heranzukommen. Das schlug fehl und heraus kam ein bei dem Versuch: Melanie.

 

6. Look what they have done to my song, Ma - Melanie

 

Ende der 70er Jahre ging Melanies große Zeit zu Ende. Sie ging nach Europa und lebte eine zeitlang in München...

 

Melanie:

Die Leute in den Staaten rennen ein bißchen zu oft zum Psychiater, genau das macht sie nur noch verrückter. Ich war 1978, als ich nach München ging, auf der Suche nach dem perfekten Platz, um Kinder aufzuziehen. In Europa, so dachte ich, hält man noch an alten Werten fest. Dort sind die Menschen ehrlicher. Ich habe in Deutschland kaum gearbeitet, war Hausfrau und schickte meine Kinder auf die internationale Schule in München. Ich hatte vor, dort für immer zu bleiben, aber ich wurde das Gefühl nicht los, den Rest meiner Familie in den USA allein gelassen zu haben. Also zogen wir wieder zurück in die Staaten. Ausgerechnet nach Palm Springs in Kalifornien, dem dekadentesten Ort überhaupt. Von da ging es dann nach New York. Ich glaube, ich habe bis jetzt mein ganzes Leben damit verbracht, von einem Ort zum anderen zu ziehen, immer rastlos auf der Suche nach dem perfekten Platz, nach einer Heimat, die ich nie fand.

 

6. When I’m dead and gone - Melanie

 

Dieses Stück vom Album Arabesque wird vielfach als musikalischer Anachronismus bezeichnet und so half dieses Album ihrer Karriere nicht weiter…

 

Sie war Anfang der 80er Jahre zusammen mit Peter Ustinoff Botschafterin von Unicef.

 

Melanie:

Ich war Pressesprecherin von UNICEF für eine Zeit und war zusammen mit Peter Ustinoff „On the Road“, um Geld zu sammeln für UNICEF, aber außer den Leuten, die bei diesen Galas waren und den Mitarbeitern von UNICEF wusste das niemand.

 

Ich werde laufend gefragt, wo nun der Unterschied im Publikum der 60er Jahre und dem von heute besteht...Um ehrlich zu sein, es sind einzig und alleine die Frisuren und die Kleidung, die sich geändert haben und natürlich die Bühnentechnik. Aber das Verhalten der Leute ist gleich geblieben. Wenn du in den 60ern ein gutes Konzert gegeben hast, sind die Leute genauso aufgestanden und haben geklatscht wie sie es auch heute noch tun.

 

Mit „Shine on“ folgte eine weitere Neuauflage älterer Songs, mit viel Aufwand und Electronic, aber nicht etwas wirklich neues, abgesehen vom Titelsong...

 

7. “Brand new key”  -  Melanie together with Jimmy Cliff from “Shine on...”

Diese Nummer war eigentlich als 2. Single aus dem Album geplant, wurde dann aber nur als Promotion-CD in geringer Stückzahl auf gelegt.

 

Melanie:

Es war nicht immer einfach, meinen Weg zu gehen, aber im Grunde mache ich heute noch immer das, was ich immer gemacht habe, ich schreibe Songs, singe und ich habe immer noch mein Publikum, egal wo ich auftrete. Mal sind die Konzerte gut besucht, mal weniger. Für mich ist das kein Problem. Höchstens für die Manager, die Promotion-Leute und die Schallplatten Company.

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*) DLF = Deutschlandfunk, Sitz in Köln, Deutschland